Denn Isabelle Kürschner, die ich über Mompreneurs kennengelernt habe, hat mich gebeten über meine 2. Netzdiät zu berichten. Ihr Blog „Zukunft der Arbeitswelt“ hat viel mit dem zu tun, WIE genau wir künftig arbeiten werden und wollen. Und das hat viel auch mit dem zu tun, ob wir online oder offline sind, wie wir uns dabei fühlen und wie vernetzt wir sind. „Arbeiten Sie noch oder leben Sie schon?“ fragt der Goldegg-Verlag in der Ankündigung von „New Work“ – ein Buch, das jetzt im Herbst erscheinen wird. Autorin: Eben Isabelle.
Ein wunder Punkt ist häufig: Kann man mit Handy ganz abschalten, wenn man im Urlaub ist? Oder will man einfach mal einen Abend oder ein Wochenende keine Nachrichten vom Smartphone? Eine (berufstätige) Mutter berichtete mir kürzlich von ihrem siebenjährigen Sohn: Dieser verstecke mittlerweile ihr Handy im Bad unter dicken Handtüchern. Die Eltern sollen, bitte schön, nicht ständig damit zugange sein...
Wenn man aber nicht ganz darauf verzichten will, online zu sein: Wie kann man es so verträglich machen, dass man andere nicht vergrault? Wie kommt man selbst zu Ruhe? Ist es wie beim Essen von Süßigkeiten? Ganz auf sie zu verzichten, ist ja nicht lustig, das richtige Maß zu finden aber so schwer?
Ich beschließe, mir im Urlaub genaue Regeln zu setzen, bevor ich wieder online gehe. Dabei hilft mir ein Buch, das ich parallel lese und dessen Titel zunächst so gar nicht passt: Die bekannte Yogalehrerin und Autorin Kristin Rübesamen schreibt in ihrem Lexikon „Das Yoga ABC“ viel über die Kunst der Konzentration auf das Wesentliche. Auch glaubt sie, wie ich, nicht daran, „dass sich Menschen radikal ändern können. Auch Yogis nicht. Aber ein bisschen schon.“
Wie lauten also meine Regeln?
Regel 1: Online gehe ich nur, wenn ich a) recherchiere, b) genau definierte Personen kontaktiere und c) nur ein- bis zweimal täglich, nicht ständig zwischendurch. Und ich passe genau auf, mir den Fokus zu vergegenwärtigen, was ich suche. Nicht ablenken lassen, dass das ja auch noch interessant ist...
Regel 2: Alles, was Arbeit bedeutet, die ich für andere Auftraggeber mache, blende ich aus. Arbeit für meinen eigenen Blog z.B. darf sein, denn das ist ja ein Herzensanliegen.
Regel 3: Infos von „Quellen“, wo ich vermute, dass sie mich negativ aufregen, packe ich erst recht nicht an.
Regel 4: Keinerlei Kurz-Nachrichten, denn meistens werden aus diesen kurzen News lange Geschichten: mit einer SMS oder einer Whats App ist es meistens ja nie getan...
Und was mache ich, als ich nach 7 Tagen erstmals wieder online bin?
Als erstes schaue ich nach, wie diverse Dinge heißen, die wir beim Sammeln am Strand gefunden haben: Aha, die Wellhornschnecke legt also solche Laichballen ab, von denen mein Sohn wissen will, was das ist. Ich versuche mir zudem ein besseres Bild von einem Verlag zu machen, der mir diverse Bücher zum Rezensieren geschickt hat. Und ja, ich poste. Zum Beispiel das Interview mit dem Kabarettisten Florian Schroeder, der u.a. gesagt hat: „Habt Mut zum Scheitern.“
Ist meine Netz-Diät auch gescheitert?
Erst denke ich, mit schlechtem Gefühl: Ja. Nicht geschafft. Dann denke ich, nein, oder im Jargon meines Sohns ausgedrückt: Quatsch mit Soße. Natürlich kann ich mir Schlechtes schön reden, ich mache ja schließlich Kommunikation Aber ich denke wirklich, dass man mit den für sich geeigneten Regeln (und die muss jeder sehr genau für sich selbst aufstellen!) langfristig besser „fährt“ als mit der Radikaldiät. Die klappt einmalig natürlich gut. Auf Dauer hilft auch hier aber vermutlich nur: Das richtige Maß halten. Wenn meine Regeln nun jemanden anregen über seine nachzudenken, freue ich mich.
Elke Tonscheidt unterstützt diverse Blogs und schreibt auch sonst für ihr Leben gern, besonders auf http://www.ohfamoos.de. Begonnen hat sie, in Dresden, Bonn und Berlin, in der politischen Kommunikation sowie in München ein Start-Up mit gegründet. Über digitale Kommunikation denkt sie nicht erst nach, seitdem sie Mutter ist. Isabelles Thema ‚Zukunft der Arbeitswelt’ beschäftigt Elke sehr, denn gerade dort wird es auf eine zeitgemäße, für jeden „richtige“ Kommunikation ankommen...
Wer das Interview mit Tim Schroeder anschauen mag:
findet es hier
Elke Tonscheidt hat ganz recht, wenn sie sagt, dass man mit den für sich geeigneten Regeln (und die muss jeder sehr genau für sich selbst aufstellen!) langfristig besser „fährt“ als mit der Radikaldiät. Die Zeit werden wir nicht (ver)ändern oder gar zurückdrehen können. Wir müssen nur lernen, mit ihr umzugehen. „Zu viel“ kennzeichnet laut Duden „ein hohes Maß, das nicht mehr angemessen oder akzeptabel erscheint.“ Da sollten wir uns einmal daran erinnern, was unsere Mütter und Väter bzw. Großmütter und Großväter uns mit auf den Weg gegeben haben: Alles, was „zu“ ist, ist von Übel. Oder wie es einmal in den „Fliegenden Blättern“ (humoristisch-satirische Zeitschrift, erschienen 1845-1928 bei Braun & Schneider, München) hieß: Das Wörtchen zu ist gar gefährlich, Es schadet selbst dem Worte „ehrlich“.
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