Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Ich weiß ja nicht wie’s Ihnen geht, aber Nachrichten sind für mich derzeit wirklich nur schwer zu ertragen. Schlechte Stimmung, Unsicherheit und diffuse Ängste scheinen in sämtlichen Lebensbereichen an der Tagesordnung zu sein. Und das Schlimme ist: Auf das meiste, was da draußen in der Welt passiert, haben wir tatsächlich überhaupt keinen Einfluss.

Umso wichtiger ist es aber doch, dass wir uns mit den Dingen auseinandersetzen, die in unserem unmittelbaren Umfeld passieren und bei denen wir zumindest die Möglichkeit haben, in einem gewissen Umfang Einfluss zu nehmen. Unsere Arbeitswelt ist so ein Feld. Deshalb fand ich es wirklich erschrecken, als ich vor einigen Tagen im Handelsblatt gelesen habe, dass fast Dreiviertel der Deutschen noch nie von Industrie 4.0 gehört haben. Und damit – so schlussfolgere ich – wohl auch nicht von Arbeit 4.0 oder New Work. Dabei ist doch gerade das ein Thema, bei dem wir uns einbringen und mitgestalten können.

Hier den Kopf in den Sand zu stecken ist mit Sicherheit keine gute Idee. Leider erlebe ich aber immer wieder, dass viele Menschen genau das tun. Sie hoffen nach wie vor, dass das Thema irgendwie unbemerkt an ihnen vorüberziehen wird. Doch genau das wird nicht passieren. Die neue Arbeitswelt macht vor nichts und niemandem halt, sie streckt ihre Fühler in jeden Bereich hinein und stellt viele davon auf den Kopf. Egal ob Produktion, Landwirtschaft, Dienstleistung oder Wissensarbeit – überall werden Automaten, Roboter und Algorithmen schon bald Aufgaben übernehmen, die bisher fest in Menschenhand lagen.

Vor allem Arbeiten, die strengen Vorgaben folgen und die wenig Spielraum für Eigeninitiative und Eigenverantwortung lassen, können ebenso gut – oder besser – von Maschinen ausgeführt werden. Beispiele finden wir heute schon im Einzelhandel (wie hier in der Bekleidungs– und hier in der Elektronikbranche), in der Medizin, in der Schule und in vielen anderen Bereichen. Keiner, aber wirklich keiner, sollte sich hier in Sicherheit wiegen und unersetzlich fühlen. Und doch sind in Deutschland noch neun von zehn Menschen der Meinung, dass ihr Job nicht von einem Roboter, einem Computer, einem Algorithmus oder einer Maschine übernommen werden kann. Dieses Denken ist gefährlich. Mindestens ebenso gefährlich, wie diffuse Ängste vor der „Digitalen Revolution“.

Viel sinnvoller und auch wichtiger wäre es doch, sich mit einer gesunden Neugier und Sachlichkeit dem Thema anzunähern und dabei herauszufinden, was die neue Arbeitswelt für mein berufliches Umfeld und für mich konkret bereithält. Diese Neugier zu vermitteln halte ich für die vordringlichste Aufgabe von Arbeitgebern und Vorgesetzten, die einerseits die Unwissenheit und fehlenden Kenntnisse ihrer Belegschaften beklagen, andererseits aber bisher auch nicht genug in deren Aufklärung und Weiterentwicklung investieren.

Vielleicht ist es ja ein guter Vorsatz für 2017, dem Unwissen und den Missverständnissen den Kampf anzusagen. Ich freue mich jedenfalls schon auf jeden einzelnen Zuhörer und Leser, dem ich vielleicht ein paar Ideen mit auf den Weg geben kann.