New Work endet oft beim Home-Office

Geht Ihnen das auch so? Da sehen, hören oder lesen Sie etwas zu einem Thema und dann taucht es plötzlich an jeder Ecke wieder auf? So war es bei mir letzte Woche, als ich zuerst einen Artikel mit der Überschrift „New Work wird häufig nur oberflächlich umgesetzt“ gelesen habe und zwei Tage später bei einer Veranstaltung auf meinem Stuhl eine Karte fand:

Zuerst also die berechtigte Kritik, dass bei vielen Unternehmen der New Work Gedanke noch bei der Dienstvereinbarung zum Home-Office und ein paar mobilen Arbeitsgeräten endet. Und dann die 10 Geboten des Co-Working Manifest der Design Offices die aufzeigen, wie viel mehr die neue Arbeitswelt zu bieten hat. Sicher haben Sie zu jedem Punkt Ihre eigene Meinung – so wie ich auch. Drei meiner Standpunkte möchte ich gerne mit Ihnen teilen.

1. Arbeit muss selbstbestimmt sein.

Absolut richtig. Denn 75% der Angestellten wünschen sich mehr Eigenverantwortung im Job. Also bitte Schluss mit den engen Vorgaben und Gängeleien und ja zu mehr Freiheit! Erwachsene müssen wie Erwachsene behandelt werden. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung sind die zwei wesentlichen Elemente, die wir durch die Auflösung fester Arbeitszeiten und Arbeitsorte hinzugewinnen. Das endet nicht bei der Möglichkeit, E-Mails auf dem Sofa zu checken oder vom Spielplatz aus Telefonate zu führen. Für uns bedeutet das, dass sich die Arbeit auf die Art und Weise erledigen lässt, die wir selbst für die beste und effizienteste halten. Damit tragen Selbstbestimmung und Eigenverantwortung auch dazu bei, dass wir gesünder bleiben, weil wir subjektiv weniger Stress und Zeitdruck verspüren, selbst wenn wir nach wie vor das gleiche Arbeitspensum ableisten oder es sogar steigern.

entrepreneur-593371_1280
Das Home-Office ist nur ein kleiner Baustein von New Work

Fazit: In Zukunft muss noch viel mehr Wert auf Ergebnisse und weniger auf Vorgaben gelegt werden.

2. Flexibilität ist oberstes Gesetz

Ob es uns gefällt oder nicht – die Zukunft der Arbeitswelt wird mehr Flexibilität und Mobilität für Unternehmen und deren Mitarbeiter bieten, sie gleichzeitig aber auch einfordern. Das birgt Chancen und neue Anforderungen zugleich. Einerseits wird es bald keine Rolle mehr spielen, von wo aus wir arbeiten. Andererseits müssen wir damit zurechtkommen, dass wir mit Kollegen zusammenarbeiten, die wir noch nie im Leben persönlich kennengelernt haben, und gegebenenfalls auch früh am Morgen oder spät am Abend mit Menschen zu kommunizieren, die in anderen Zeitzonen leben. Wer nicht bereit ist, diese Veränderungen mitzutragen, wird früher oder später auf der Strecke bleiben.

Fazit: Hier müssen sich sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter noch ein ganzes Stück aufeinander zu und dann in eine gemeinsame Richtung bewegen.

3. Büros haben sich der Arbeit anzupassen.

Früher mussten die meisten Menschen in eine Fabrik oder aufs Feld gehen, um zu arbeiten. Das machte Sinn, denn nur dort fanden Sie die Bedingungen und Werkzeuge, um ihre Arbeit zu verrichten. Nun ist uns allen klar, dass die Anforderungen sich grundlegend gewandelt haben. Aber die Arbeitswelt selbst ist noch ziemlich stark von den Bedürfnissen des letzten Jahrhunderts geprägt. Die Arbeitsweise aus der Fabrikhalle wurde im Laufe der Jahre einfach auf die Amtszimmer, die Schreibstuben, Dienststellen und Geschäftsräume übertragen. Zunächst machte dies auch Sinn, denn dort fanden die Büroarbeiter ihre „Werkzeuge“, die aus Telefonanlagen, Schreibmaschinen, Blaupapier, Stempelkissen und Aktenschränken bestanden. Diese Arbeitsplatzausstattung machte es zwingend notwendig, dass sich die Mitarbeiter an einem mit entsprechenden Gerätschaften ausgestatteten Arbeitsplatz einfanden, um ihrer Tätigkeit nachzugehen. Auch war der regelmäßige Austausch zwischen Kollegen meist nur dann möglich, wenn sich diese täglich zu festen Zeiten in einem Gebäude oder zumindest auf einem Firmengelände begegneten. Diese Orte verlieren heute jedoch zunehmend an Bedeutung. Büros sind heute keine Werkstätten für Wissensarbeiter mehr, sondern Orte, wo Menschen zusammenkommen, sich begegnen und austauschen. Sollte man meinen. Wer aber tagtäglich oder auch nur wie ich gelegentlich durch lange Gänge mit vielen verschlossenen Türen geht, hat den Eindruck, ein Fließband für Wissensarbeiter abzuschreiten.

aisle-1269258_1920
Sieht so ein Ort der Begebnung und Zusammenarbeit aus?

Fazit: Nicht nur die Arbeit, sondern auch die Arbeitsplätze müssen künftig noch viel stärker vom Menschen aus gedacht werden.